„Alles  ist  Wechselwirkung“ Alexander von Humboldt
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kybernetisches Management


Die heutige multimediale Vernetzung, die auf Interaktivität und auf Rückkopplung basiert, erfordert ein Management, dass der wachsenden Komplexität Rechnung trägt. Deshalb wird eine Systemorientierung im Management benötigt, die sich von den rein funktionalen und linearen Betrachtungen der Betriebswirtschaftslehre abhebt.

Gruppen, Gesellschaften oder die ganze Menschheit können als ein komplexer Organismus begriffen werden. Trotz oder gerade wegen der relativen Autonomie seiner Elemente entwickelt dieser ein Gesamtverhalten, das aus vielen, parallel ablaufenden und miteinander konkurrierenden oder kooperierenden Prozessen resultiert.

Kybernetisches Management geht davon aus, dass die Ergebnisse des Handelns von der Struktur, den Regeln und den Interaktionsmustern der Systemteilnehmer abhängen. Hierbei wird sich am prozessbezogenen Wandel und der Unterstützung einer kreislauf- und rückkopplungsorientierte Kommunikation zwischen den Mitarbeitern orientiert. Interaktive Multimediaanwendungen führen durch die Demokratisierung der Informationserzeugung zu neuen Einflussmöglichkeiten in Unternehmen, bei der kooperatives und interdisziplinäres Verhalten ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist.

Entscheidend für die Anwendung des kybernetischen Managements ist, dass dieses eine methodische Grundlage für das Handeln liefert, die sich insbesondere auf die Problematik der Komplexität und der Rückkopplung von Systemen konzentrieren. Ich gehe davon aus, dass die fundierte Analyse eines (über-)lebensfähigen Systems erlaubt darüber hinaus zugehen und die spezifischen Merkmale biologischer Systeme für die Steuerung sozialer Organisationen zu nutzen. Die Analyse von Firmen unter biologischen Gesichtspunkten ist system-theoretisch ein bedeutender Schritt, hinsichtlich der Analogiebildung zwischen den Naturwissenschaften und der Managementlehre.

Einer meiner Ansätze hierfür ist das japanische Wort und die Lehre Kaizen, da es humanorientiert die Motivation der Mitarbeiter und ihre Identifikation mit den Arbeitsinhalten fördert, indem sie die Möglichkeit erhalten, Entscheidungen und Prozesse mitzugestalten. Kaizen würde übersetzt die Chance zum Guten bedeuten (oder auch: ständige Verbesserung). Es bezeichnet für sich allein nur die Verbesserung, das heißt, dass der gegenwärtige Zustand als solcher akzeptiert und er nach einer Analyse modifiziert fortgeschrieben wird. Kaizen, das sich aus den beiden Zeichen Kai (ändern) und Zen (Güte) zusammensetzt, bedeutet das Streben nach ständiger, systematischer und schrittweiser Verbesserung. In Verbindung mit Qualitätsgedanken, wird Kaizen als ständiges Streben nach Verbesserung verstanden, das sich auf das gesamte Unternehmen, dessen Produkte, und die Lebensbereiche der Mitarbeiter bezieht.

Die Umsetzung des Kaizen-Gedankens wird in Europa auch als Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) bezeichnet. Wichtigstes Element des KVP ist die Gruppenarbeit (Workshop). Darin analysieren die Teilnehmer - in der Regel Mitarbeiter des zu untersuchenden Bereichs - unter Anleitung eines eigens dafür ausgebildeten Moderators die eingeführten Arbeitsprozesse und erarbeiten Verbesserungsmöglichkeiten zu festgestellten Schwachstellen. Unmittelbar im Anschluss erfolgt die Realisierung der erarbeiteten Lösungsvorschläge, in der Regel, durch die Teilnehmer selbst.